Please use this identifier to cite or link to this item: doi:10.22028/D291-41256
Title: Retrospektive Analyse von konservierend-chirurgischen Sanierungen der Dentitionen von Kindern und Jugendlichen in Allgemeinanästhesie
Author(s): Kries, Tilman
Language: German
Year of Publication: 2023
Place of publication: Homburg/Saar
DDC notations: 610 Medicine and health
Publikation type: Dissertation
Abstract: Seit mehreren Jahrzehnten werden durch die Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde des Universitätsklinikums des Saarlandes konservierend-chirurgische Sanierungen in Allgemeinanästhesie (alternativ: Intubationsnarkose, ITN) der Dentitionen von Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Das Ziel dieser Studie war es, die Charakteristika des behandelten Patientenkollektivs zu erfassen und zu überprüfen, ob demographische Faktoren, der allgemeinmedizinische Zustand oder andere patientenspezifische Faktoren einen Einfluss auf die Mundgesundheit, die Behandlungsnotwendigkeit und den Behandlungsumfang haben. Zusätzlich zum dmft und DMFT (decayed, missing, filled teeth, dmft: erste Dentition, DMFT: permanente Dentition) wurde ein gemischter dt/DT-Index (decayed teeth) integriert, welcher die Behandlungsnotwendigkeit als entscheidende präoperative klinische Erhebung dieses Behandlungskonzeptes altersunabhängig widerspiegelt. Eingeschlossen wurden insgesamt 340 Personen unter 18 Jahren, davon 141 weibliche und 199 männliche Patienten, welche am Universitätsklinikum des Saarlandes zwischen 2011 und 2022 eine konservierend-chirurgische Sanierung der Dentition in Allgemeinanästhesie erhalten hatten. Die Auswahl der Patienten durch Sichtung der Akten erfolgte entsprechend der oben genannten Einschlusskriterien. Die Daten wurden anschließend anonymisiert aufgenommen, außerdem wurden keine patientenspezifischen Nachfragen gestellt. Die erhobenen Daten waren demographische und patientenspezifische Daten, allgemeinmedizinische Daten, zahnmedizinische Daten, sowie Daten zum Eingriff selbst. Diese Daten wurden tabellarisch sortiert und anschließend statistisch ausgewertet. Um den Einfluss von äußeren Faktoren auf die Mundgesundheit zu überprüfen, wurden entsprechende statistische Tests durchgeführt. Die Patienten wurden einerseits in Altersgruppen (1-5 Jahre, 6-12 Jahre und >13 Jahre) eingeteilt und zusätzlich allgemeinmedizinisch anhand ihrer Anamnese und nach den Kriterien der American Society of Anesthesiologists (ASA) eingestuft. Den größten Anteil der in Allgemeinanästhesie sanierten Patienten machten allgemeinmedizinisch gesunde, aber unkooperative 1-5-Jährige (p<0,001) aus. Dies war sowohl anamnestisch als auch in Bezug auf die ASA-Klassifikation statistisch signifikant. Je älter die Patienten waren, desto weniger gesunde Patienten waren vertreten und desto mehr vorerkrankte und behinderte Patienten spielten eine Rolle. Bei den 13-18-Jährigen wurden keine gesunden Patienten mehr gefunden. Der mittlere dmft lag bei 10,95±4,12, der mittlere DMFT bei 10,09±7,89 und der mittlere dt/DT bei 10,79±4,27. Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit Sprachbarriere signifikant höhere dmft- (p=0,004), DMFT- (p=0,019), dt/DT-Werte (p<0,001) hatten und auch die mittlere Anzahl an Komposit-Füllungen (p=0,013) bei diesen Patienten signifikant höher war. Die mittlere Zahl an Extraktionen war nicht beeinflusst durch diesen Faktor (p=0,392). Das biologische Geschlecht beeinflusste signifikant den DMFT (p=0,016), aber nicht den dmft (p=0,364) und dt/DT (p=0,713). Mädchen hatten somit signifikant höhere DMFT-Werte als Jungen. Es ergab sich kein signifikanter Zusammenhang des biologischen Geschlechts mit der mittleren Anzahl an Füllungen (p=0,743) oder Extraktionen (p=0,338). Das biologische Alter zeigte keinen signifikanten Effekt auf die Mundgesundheit, Behandlungsnotwendigkeit oder durchgeführte Behandlungen in Allgemeinanästhesie. Der allgemeinmedizinische Gesundheitsstatus nach ASA hatte keinen signifikanten Einfluss auf dmft (p=0,471), DMFT (p=0,252), dt/DT (p=0,906) oder die mittlere Anzahl an Füllungen (p=0,408), allerdings zeigte sich ein signifikanter Effekt auf das Vorkommen von schwerer Gingivitis (p<0,001), auf die mittlere Anzahl an durchgeführten Extraktionen (p=0,002) und auf die Notwendigkeit einer erneuten Sanierung der Dentition in Allgemeinanästhesie (p<0,001). Je höher ASA war, desto höher war auch das Vorkommen schwerer Gingivitis und die Notwendigkeit für eine erneute Behandlung in Allgemeinanästhesie (p<0,001). Die Anzahl der durchgeführten Extraktionen verringerte sich signifikant mit steigender ASA (p=0,002). Die Versicherungsart hatte keinen signifikanten Effekt auf DMFT (p=0,537) und die mittlere Anzahl an Füllungen (p=0,416). Gesetzlich Versicherte hatten aber signifikant höhere dmft- (p=0,004) und dt/DT-Werte (p=0,001), sowie signifikant höhere Zahlen extrahierter Zähne (p=0,002). Keine der genannten Faktoren zeigten durch die statistischen Tests signifikante Zusammenhänge mit der Ausprägung der Early Childhood Caries (ECC). Die Behandlungsnotwendigkeit im untersuchten Patientenkollektiv war insgesamt sehr hoch, jedoch nur bedingt abhängig von demographischen, patientenspezifischen und allgemeinmedizinischen Faktoren. Mangelnde Compliance bei allgemeinmedizinisch gesunden Vorschulkindern zusammen mit moderat oder schwer ausgeprägter Early Childhood Caries waren bislang die Hauptindikationen für konservierend-chirurgische Sanierungen der Dentitionen in Allgemeinanästhesie am untersuchten Standort. Durch Fokus auf Alternativen, wie Verhaltensmanagement und Sedierungstechniken, könnte die Allgemeinanästhesie bei dieser Patientengruppe vermieden werden, um mehr Kapazitäten für Patienten zu schaffen, welche aufgrund körperlicher Einschränkungen und Vorerkrankungen auf Allgemeinanästhesie angewiesen sind. Der angewandte gemischte dt/DT-Index sollte als präoperativer Standard etabliert werden, um die Behandlungsnotwendigkeit und den Behandlungsumfang sanierungsbedürftiger Patien- ten präzise einzuordnen und somit Ressourcen zielgenau zu allokieren.
For several decades, the Department of Operative Dentistry, Periodontology and Preventive Dentistry at Saarland University Hospital has been performing restorative-surgical dental treatment under general anesthesia in children and adolescents. The aim of this study was to analyze the characteristics of the enrolled patient collective and to examine, if demographic, patient-specific or general medical factors influence oral health, the need for dental treatment and the extent of dental treatment. In addition to dmft and DMFT, the present study introduced a mixed dt/DT index to indicate the need for treatment as a crucial and precise clinical survey which is independent from age. In general, 340 patients up to the age of 18 were enrolled, including 141 female patients and 199 male patients, who have received dental treatment under general anesthesia between 2011 and 2022. The selection of patients and file inspection were performed according to the above-mentioned inclusion criteria. Subsequently, the data were recorded anonymously. Furthermore, no patient-specific inquiries were made. The collected data were demographic data, patient-specific data, general medical health data, oral health data and treatment data. The data were included in a table customized for this study and then statistically analyzed. To check the influence of the enrolled factors on oral health, appropriate statistical tests were performed. The patients were divided up in age groups (1-5, 6-12 and 13+). Furthermore, they were divided up in groups according to anamnestic history and classified after the American Society of Anesthesiologists (ASA). The largest group of patients were healthy, but uncooperative preschool children. The groups according to anamnestic history and ASA were significantly age dependent (p<0,001). The older the patients were, the fewer healthy patients were represented. There was no healthy patient left in the 13+ age group. The mean dmft was 10,95±4,12, the mean DMFT was 10,09±7,89 and the mean dt/DT 10,79±4,27. The results showed that patients with communication difficulties showed significantly higher dmft (p=0,004), DMFT (0,019), dt/DT (p<0,001) and mean number of fillings (p=0,013). The mean number of extractions was not influenced by this factor (p=0,392). Gender significantly influenced DMFT (p=0,016), but not dmft (p=0,364) and dt/DT (p=0,713). Girls had significantly higher DMFT values than boys. Furthermore, gender had no significant effect on the mean number of fillings (p=0,743) or extractions (p=0,338). Age did not have any impact on oral health, need for treatment or performed treatments under general anesthesia. ASA did not have any effect on dmft (p=0,471), DMFT (p=0,252), dt/DT (p=0,906) or mean number of fillings (p=0,408), but it showed significant impact on the prevalence for severe gingivitis (p<0,001), the mean number of extractions (p=0,002) and the need for repeated dental treatment under general anesthesia (p<0,001). The higher ASA was, the higher was the prevalence for severe gingivitis and need for repeated treatment under general anesthesia (p<0,001). The number of extractions decreased significantly with increasing ASA (p=0,002). General insurance takers showed significantly higher dmft (0,004), dt/DT (p=0,001) and mean number of extractions (p=0,002). Type of insurance had no significant impact on DMFT (p=0,537) or mean number of fillings (p=0,416). None of the above factors had an impact on the severity of Early Childhood Caries (ECC). The need for treatment in the examined patient collective was high in general, but only conditionally dependent of demographical, patient-specific or general medical factors. Lack of compliance in healthy, but uncooperative preschool children in combination with moderate to severe Early Childhood Caries have been the main indications for dental treatment under general anesthesia in the present department so far. By focusing on alternatives, such as behavioral management or sedation techniques, general anesthesia could be avoided to create more treatment capacities for patients who are reliant on general anesthesia due to their medical condition. The introduced mixed dt/DT index should be established as clinical standard survey to precisely classify the need for dental treatment and extent of dental treatment of indigent patients. Thereby, it would optimize the clinical process to allocate resources accurately.
Link to this record: urn:nbn:de:bsz:291--ds-412563
hdl:20.500.11880/37174
http://dx.doi.org/10.22028/D291-41256
Advisor: Rupf, Stefan
Date of oral examination: 4-Dec-2023
Date of registration: 24-Jan-2024
Faculty: M - Medizinische Fakultät
Department: M - Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Professorship: M - Prof. Dr. med. dent. Stefan Rupf
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