Langzeitergebnisse der Strahlentherapie entzündlicher und degenerativer gutartiger Erkrankungen

Abstract

In einer älter werdenden Bevölkerung ist die Behandlung von entzündlichen und degenerativen gutartigen Erkrankungen, im Folgenden auch bezeichnet als „benigne muskuloskelettale Erkrankungen“, sowohl wirtschaftlich als auch therapeutisch eine große Anforderung an die Gesellschaft in Deutschland, die in Zukunft absehbar noch größer werden wird. Die Radiotherapie als Therapiekonzept wird dabei, trotz teilweise hohen Ansprechraten, noch relativ selten verwendet. Ein Grund dafür ist die spärliche Datenlage zum Erfolg nach längeren Beobachtungszeiträumen. Mit dieser Studie soll ein erster Beitrag zur Aufklärung der Langzeitwirkungen der Radiotherapie erfolgen, um in Zukunft die Therapiekonzepte gegebenenfalls anpassen zu können. Dazu wurden Patient:innen, die sich innerhalb der letzten 28 Jahre an der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie in Homburg/Saar einer Behandlung für muskuloskelettale Erkrankungen unterzogen, per Brieffragebogen kontaktiert und Daten zu deren Allgemeinzustand, Schmerzempfinden, Behandlungen nach Abschluss der Radiotherapie und Zufriedenheit erfragt. Zusätzlich wurden aus verschiedenen medizinischen Datenbanken Erkenntnisse zum frühen Verlauf des Therapieerfolgs erhoben. Die Daten wurden mithilfe von MedLog Clinical Data Management System Version 2019-4 (Information Analysis Corporation, Crystal Bay, NV, USA) ausgewertet. Die Daten von 113 Patient:innen, die in insgesamt 134 Fällen bestrahlt wurden, konnten am Ende ausgewertet werden. Mit 85,1% hatte der Großteil von ihnen bereits Vortherapien erhalten, die Radiotherapie wurde von den zuweisenden Ärzten oftmals als letzte Behandlungsoption vor einem operativen Vorgehen angesehen. In den zu Beginn der Studie verschickten Brieffragebögen, im Median 7,2 Jahre nach Abschluss der Radiotherapie, gaben, je nach betrachtetem Schmerzparameter, noch ca. 60% der Befragten eine Besserung oder Schmerzfreiheit an. Die Langzeitwirkung der Radiotherapie bei gutartigen muskuloskelettalen Erkrankungen bedarf noch weiteren Untersuchungen, um die Wirksamkeit genauer evaluieren zu können. Die hier vorliegende Studie legt jedoch auch nach einem langen Nachbeobachtungszeitraum gute Ergebnisse bei kaum vorhandenen Risiken nahe. Insgesamt sollte die Radiotherapie mehr in die Überlegungen bei der Therapiefindung für gutartige muskuloskelettale Erkrankungen einbezogen und nicht erst beim Therapieversagen anderer Konzepte in Betracht gezogen werden.

In an aging society, the therapy of inflammatory and degenerative benign diseases, also labeled as „benign musculoskeletal diseases“ in the following, is a big economic and therapeutical demand on the society in Germany, that will only get bigger in the foreseeable future. Radiotherapy as a therapeutical concept in those cases is used only sporadically despite good therapeutic effects, partially because of the sparse data situation regarding longer follow-up intervals. This study aims to make a distribution to the understanding of long term effects of radiotherapy, so that future therapy concepts may be altered according to the data. Therefore, patients that were irradiated in the context of a musculoskeletal disease in the last 28 years at the clinic for radiation therapy and radiooncology in Homburg/Saar, were contacted via postal questionnaires to evaluate data on their general condition, pain, other treatment options after radiotherapy and satisfaction with the therapy. Additionally, data was collected from medical databanks, especially data on the early therapy. The data was analyzed with MedLog Clinical Data Management System Version 2019-4 (Information Analysis Corporation, Crystal Bay, NV, USA). Data of 113 patients, that were irradiated in 134 cases, could be evaluated in the end. 85.2% had already had other treatment options prior, radiotherapy was often seen as last therapeutical option before surgery. In the postal questionnaires, sent in the mean 7.2 years after radiotherapy was performed, about 60% of patients were still reporting pain reduction or painlessness depending on the evaluated pain parameter. The long term effects of radiotherapy in the therapy of benign musculoskeletal diseases will need to be analyzed further to better evaluate the effectiveness. The here conducted study however suggests good therapeutic effects with abysmal risks after a long follow-up. All in all, radiotherapy should be more strongly considered in the therapy evaluation process for benign musculoskeletal diseases, not only when other treatment options have already failed.