Bitte benutzen Sie diese Referenz, um auf diese Ressource zu verweisen: doi:10.22028/D291-41443
Titel: Gesteigerte Zytotoxizität muriner CD8+ T-Zellen im Alter
VerfasserIn: Zöphel, Dorina
Sprache: Deutsch
Erscheinungsjahr: 2023
Erscheinungsort: Homburg/Saar
DDC-Sachgruppe: 500 Naturwissenschaften
570 Biowissenschaften, Biologie
610 Medizin, Gesundheit
Dokumenttyp: Dissertation
Abstract: Das Altern geht mit einer tiefgreifenden Veränderung der Immunfunktionen einher. Ein steigendes Risiko für Krebserkrankungen und schwere Krankheitsverläufe bei Infektionen machen deutlich, welche dramatischen Auswirkungen eine Beeinträchtigung des Immunsystems auf die Lebensqualität und die Mortalität im Alter haben kann. Zytotoxische CD8+ T-Zellen besitzen die Fähigkeit zur Ausbildung eines immunologischen Gedächtnisses und spielen als Teil der adaptiven Immunantwort eine Schlüsselrolle bei der Erkennung und Abtötung virusinfizierter und entarteter Zellen. CD8+ T-Zellen nutzen für die Eliminierung ihrer Zielzellen zwei wesentliche Zytotoxizitätsmechanismen: Die über Liganden Rezeptor Interaktion induzierte Apoptose und die Exozytose vermittelte Freisetzung lytischer Granula. In der Vergangenheit wurden bereits eine Vielzahl von quantitativen und funktionalen Veränderungen von CD8+ T-Zellen im Alter identifiziert, die zu einer verminderten Immunantwort gegenüber neuen Erregern und Tumorzellen beitragen. Dennoch sind die zugrunde liegenden Mechanismen bis heute nur unvollständig verstanden. Insbesondere die Abgrenzung zelleigener Alterationen vom Einfluss der alternden Mikroumgebung bleibt eine Herausforderung, ist für die Optimierung immuntherapeutischer Ansätze jedoch von zentraler Bedeutung. Trotzt der mehrfach beschriebenen Beeinträchtigungen der CD8+ T Zell-Immunität im Alter, ist über Alterationen in der zytotoxischen Effektorfunktion der Zellen bemerkenswert wenig bekannt. Im Rahmen dieser Arbeit wurde daher untersucht welchen Einfluss zelleigene Veränderungen auf die Zytotoxizität von murinen CD8+ T-Zellen im Alter nehmen. Fluoreszenzbasierte Echtzeit Zytotoxizitätsassays auf Populations- und Einzelzellebene lieferten ein überraschendes Ergebnis: CD8+ T-Zellen aus gealterten C57BL/6J Wildtyp Mäusen zeigen nach polyklonaler in vitro Stimulation eine signifikant schnellere Kinetik der Zielzelllyse. Dies gilt nicht nur für die Gesamt CD8+ T Zellpopulation, sondern trifft ebenfalls auf die zytotoxische Aktivität zentraler Gedächtnis- und Effektor-Gedächtnis-T-Zellen zu. Diese Ergebnisse legen nahe, dass es im Alter zu einem veränderten Phänotyp beider CD8+ Gedächtnis-Populationen kommt, der mit einer erhöhten zytotoxischen Effizienz der Zellen einhergeht. Die weitere Analyse der zugrundeliegenden Zytotoxizitätsmechanismen verdeutlichte, dass die schnelle Zielzelllyse durch CD8+ T-Zellen im Alter weniger auf Alterationen in Rezeptor vermittelten Signalwegen, sondern vielmehr auf eine veränderte Granula-Exozytose-vermittelte Zytotoxizität zurückzuführen ist. Während durch die Beurteilung des Degranulationsverhaltens mittels Durchflusszytometrie und TIRF-Mikroskopie keine altersbedingte Veränderung in der Exozytose lytischer Granula nachgewiesen werden konnte, zeigte die Quantifizierung der in den lytischen Vesikeln enthaltenen Effektormoleküle eine im Alter signifikant erhöhte Expression von Perforin und Granzym B. Die Ergebnisse mit in vitro stimulierten murinen CD8+ T-Zellen lieferten somit erstmals deutliche Hinweise darauf, dass die altersbedingt unzureichende Eliminierung von Erregern und Tumorzellen in vivo, nicht durch zelleigene Alterationen in der zytotoxischen Funktion von CD8+ T-Zellen bedingt ist. Im Gegensatz zu der hier durchgeführten Antikörper-basierten polyklonalen Stimulation der CD8+ T Zellen, erfolgt die Aktivierung des T-Zell-Rezeptors unter physiologischen Bedingungen antigenspezifisch. Die Bestätigung der aus den Wildtyp-Mäusen gewonnenen Erkenntnisse erforderte daher die Untersuchung der zytotoxischen Funktion nach antigenspezifischer in vitro Aktivierung. OT I Mäuse exprimieren T-Zell-Rezeptoren auf CD8+ T-Zellen die spezifisch das über den MHC-I Komplex präsentierte Peptid OVA257-264 des Modellantigens Ovalbumin erkennen und zählen zu den am häufigsten verwendeten transgenen Mausmodellen für die Untersuchung der antigenspezifischen CD8+ T Zell Immunität. Der per se immundefiziente Phänotyp der Mäuse hat jedoch eine deutliche Reduktion der Lebenserwartung zur Folge, wodurch die üblicherweise eingesetzte homozygote OT-I Linie für Alterungsstudien weitestgehend ungeeignet ist. Um diese Limitation zu überwinden, wurde im Rahmen dieser Arbeit eine heterozygote OT-I Linie etabliert, was den Gesundheitsstatus der Mäuse deutlich verbesserte und erstmals die Charakterisierung der Effektorfunktionen antigenspezifischer OT-I CD8+ T-Zellen im Alter ermöglichte. Die kinetische Analyse der Zielzelllyse im antigenspezifischen in vitro Modell bestätigte die hohe zytotoxische Effizienz von CD8+ T-Zellen im Alter. Eine erhöhte Expression von Perforin und Granzym in CD8+ T-Zellen aus alten OT-I Mäusen unterstützt die Annahme, dass die gesteigerte Zytotoxizität der Zellen durch zellintrinsische Alterationen in der Expression lytischer Effektormoleküle bedingt ist. Die Generierung einer OVA-exprimierenden Tumorzellline mit stabiler Expression des Apoptose Reporters pCasper ermöglichte eine detailliertere Analyse des Zielzelltodes. Dabei zeigte sich, dass antigenspezifische CD8+ T-Zellen aus alten OT-I Mäusen bereits wenige Minuten nach Zielzellkontakt einen nekrotischen Zelltod verursachen. Offenbar führen die hohen Perforin Konzentrationen im Alter zu einer erheblichen Schädigung der Membranintegrität von Zielzellen, wodurch die Granzym vermittelte Apoptose durch eine schnelle Induktion von Nekrosen ersetzt wird. Die in dieser Arbeit aufgezeigten zelleigenen Veränderungen der zytotoxischen Effektorfunktion von CD8+ T-Zellen im Alter könnten sich für den alternden Organismus als vorteilhaft oder nachteilig erweisen und sollten im Rahmen immunmodulatorischer Ansätze nicht unberücksichtigt bleiben. Die Möglichkeit heterozygote OT-I Mäuse bis ins hohe Alter zu halten und die Entwicklung typischer altersbedingter Veränderungen ihrer CD8+ T-Zellen, macht sie zu einem attraktiven Modell mit breitem Anwendungsfeld für zukünftige in vitro und in vivo Alterungsstudien.
Summary Aging is accompanied by pronounced changes in immune cell functions. Higher incidences of cancer and a higher risk for severe infectious diseases underline the dramatic impact of impaired immunity on the life quality and mortality of elderly individuals. As part of the adaptive immune response, cytotoxic CD8+ T cells are key players in recognizing and killing virus-infected and tumor cells. Target cell elimination by cytotoxic CD8+ T cell can be induced by two major pathways: Induction of apoptosis by ligand-receptor interactions or exocytosis-mediated release of lytic granules. Various quantitative and functional alterations of CD8+ T cells have been identified that contribute to the impaired immune response to novel pathogens and cancer cells during aging. Nevertheless, the underlying mechanisms are still incompletely understood. In particular, separating cell-intrinsic alterations from the aged environments‘ influence remains challenging but is crucial for optimizing immunotherapeutic approaches. Despite the commonly described defects in CD8+ T cells‘ immunity in old age, remarkably little is known about alterations in the cytotoxic behavior itself. Therefore, this work addressed the impact of cell-intrinsic alterations on the cytotoxic effector function of murine CD8+ T cells during aging. Fluorescence-based real-time cytotoxicity assays at population and single-cell level revealed a surprising result: CD8+ T cells from elderly C57BL/6J wild-type mice exhibit significantly faster kinetics of target cell lysis after polyclonal in vitro stimulation. This is true for the total CD8+ T cell population and applies to the cytotoxic activity of central memory and effector memory T cells. These findings suggest a yet undescribed altered phenotype of both CD8+ memory populations, associated with an increased cytotoxic capacity with age. Further analysis of the underlying cytotoxic mechanisms revealed that alterations in the granule exocytosis pathway decisively contribute to increased cytotoxicity during aging. While evaluation of degranulation ability by flow cytometry and TIRF microscopy did not show any age-related changes in the exocytosis of lytic granules, quantification of the lytic granules’ effector molecules revealed significantly increased expression of perforin and granzyme B in CD8+ T cells from elderly mice. Together, these findings provide evidence that the age-related inadequate elimination of pathogens and tumor cells in vivo is not caused by cell-intrinsic alterations in CD8+ T cells’ cytotoxic effector function. In contrast to antibody-based polyclonal in vitro stimulation as used for CD8+ T cells from wild-type mice, physiological activation of T cell receptors requires the recognition of a specific antigen. Thus, investigating the cytotoxic behavior of aged CD8+ T cells after antigen-specific in vitro stimulation was necessary to confirm the recent findings in a more physiological context. OT-I mice express T cell receptors on CD8+ T cells specific for the OVA257-264 peptide and are among the most widely used transgenic mouse models to study antigen-specific CD8+ T cell immunity. Unfortunately, using a homozygous OT-I model in aging research is challenging due to increased mortality and general health issues of these per se immunodeficient mice. Within the scope of this work, a heterozygous OT-I model was established, which improved the health status of the mice and enabled the characterization of antigen-specific CD8+ T cells even in old age. Kinetic analysis of antigen-directed target cell lysis confirmed the high cytotoxic efficiency of CD8+ T cells with age. Increased expression of perforin and granzyme B in CD8+ T cells from elderly OT-I mice supports the notion that increased cytotoxicity is caused by cell-intrinsic alterations in the expression of lytic effector molecules. Generating an OVA-expressing tumor cell line that stably expresses the apoptosis reporter pCasper allowed a more detailed analysis of target cell death, uncovering that antigen-specific CD8+ T cells from elderly OT-I mice induce necrotic cell death within minutes after target cell contact. Age-related high perforin concentrations substantially disrupt the targets cells' membrane integrity, replacing granzyme-mediated apoptosis by rapid necrosis induction. The cell-intrinsic alterations of CD8+ T cells uncovered within the present work might prove to be beneficial or detrimental for the aging organism and are worth considering in immunomodulatory approaches. The possibility of keeping heterozygous OT-I mice into old age and the development of typical age-related changes of their CD8+ T cells opens a widely applicable tool for future in vitro and in vivo aging studies.
Link zu diesem Datensatz: urn:nbn:de:bsz:291--ds-414438
hdl:20.500.11880/37433
http://dx.doi.org/10.22028/D291-41443
Erstgutachter: Hoth, Markus
Tag der mündlichen Prüfung: 12-Jan-2024
Datum des Eintrags: 3-Apr-2024
Fakultät: M - Medizinische Fakultät
Fachrichtung: M - Biophysik
Professur: M - Prof. Dr. Markus Hoth
Sammlung:SciDok - Der Wissenschaftsserver der Universität des Saarlandes

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