Please use this identifier to cite or link to this item: doi:10.22028/D291-42014
Title: Audit zur Überprüfung des internen Standards zur stationären Behandlung von Respiratory Syncytial Virus-Infekltionen (2016-2022) mit zusätzlicher Analyse des Einflusses der SARS-CoV-2 Pandemie auf die klinische Epidemiologie 2020-2022
Author(s): Heidtmann, Solvej
Language: German
Year of Publication: 2023
Place of publication: Homburg/Saar
DDC notations: 610 Medicine and health
Publikation type: Dissertation
Abstract: Einleitung: Das Respiratory Syncytial Virus (RSV) kann in jedem Alter eine Infektion der Atemwege hervorrufen. Die größte Morbidität besteht bei Säuglingen und Kleinkindern. Vor den Pandemie-Präventionsmaßnahmen hatten fast alle Kinder im Alter von 3 Jahren ihre erste RSV-Infektion durchgemacht (BERNER et al., 2018 DGPI Handbuch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 7. Auflage). Die RSV-Saison lag vor der Pandemie i.d.R. zwischen November und April. Am Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums in Homburg (UKS) wurden von 2016 – 2020 pro Saison ca. 50 Kinder wegen einer RSV-Infektion stationär behandelt. Im Winter 2020/2021 blieb die RSV-Epidemie aus. Studien aus anderen Ländern bestätigen dies und zeigen zudem einen starken Anstieg unmittelbar nach Ende / bei Lockerung der pandemisch begründeten Präventionsmaßnahmen (FOLEY et al., 2021; OLSEN, 2021). Die hier vorgestellte prospektive Studie analysiert den Verlauf der RSV-Saison 2021/2022 im Vergleich der Basischarakteristika und der klinischen Verläufe mit den RSV-Wintern 2016-2020. Beobachtungsschwerpunkte liegen auf dem Anteil der Patienten mit bekannten Risikofaktoren für einen komplizierten Verlauf der RSV-Infektion (z.B. Frühgeburtlichkeit, hämodynamisch relevantes Vitium cordis), dem klinischen Schweregrad der Erkrankung und allen relevanten Aspekten des klinischen Managements. Dazu gehören die virologische und die mikrobiologische Diagnostik, die Labordiagnostik, die Röntgendiagnostik, die Anwendung medikamentöser Therapien (inkl. Antibiotika), die Notwendigkeit einer maschinellen Atemunterstützung, einer intensivmedizinischen Betreuung sowie dem letztendlichen Verlauf der RSV-Infektion der Patienten. Zusätzlich wollen wir anhand der erhobenen Daten die Adhärenz des medizinischen Personals zum klinikinternen Behandlungsstandard für Kinder mit viraler Bronchiolitis überprüfen. Material/Methode: Patienten, bei denen während des stationären Aufenthaltes (Nov. 2016- einschl. Jan 2022) ein Nachweis von RSV erfolgte, konnten durch die Abfrage von ICD10 Kodierungen aus dem SAP™ Dokumentationssystem der UKS und aus der Datenbank des Instituts für Virologie am UKS identifiziert werden. Das Virus wurde im Rachenabstrich mittels rtPCR nachgewiesen. Ergebnisse: Im März 2020 kam es zu einem raschen Rückgang der stationär behandelten RSV-Infektionen (Ende der RSV-Saison). In der darauffolgenden Wintersaison 2020/2021 blieb ein Anstieg der stationären Aufnahmen aufgrund einer RSV Infektion vollständig aus. Im Spätsommer (erste Fälle im Juli) 2021 zeigte sich hingegen ein rascher Anstieg der Aufnahmen mit einem Peak im September und Oktober mit erneuter Abnahme der Fallzahlen im November 2021 und nur noch vereinzelten Nachweisen ab Dezember 2021 (n=3). Hinsichtlich der demographischen Daten, dem Vorliegen von Risikofaktoren und der medizinischen Behandlung gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der Saison 2021/2022 und den Jahren 2016-2020. 2021/2022 wurden signifikant mehr Kinder intensivmedizinisch behandelt und es gab einen vermehrten Einsatz von CPAP/HFNC, allerdings ohne statistische Signifikanz. Insgesamt wurden 11,8% der 308 eingeschlossenen Patienten ausschließlich supportiv behandelt, 37% der Kinder erhielten eine antibiotische Therapie. Diskussion: Aus unserer Datenanalyse ergab sich ein deutlicher Einfluss der SARS-CoV2-Pandemie und der nachfolgend implementierten Maßnahmen zur Pandemieeindämmung (Kontaktbeschränkungen, AHA-Maßnahmen) auf die RSV-Epidemiologie. Nach einer verkürzten Wintersaison 2019/2020, die nahezu zeitgleich mit Einführung der Kontaktbeschränkungen im März 2020 endete, wurden im Winter 2020/2021 nur vereinzelt Kinder aufgrund einer RSV-Infektion stationär behandelt, die übliche Epidemie während der Wintermonate blieb aus. Wenige Wochen nach Lockerung der Kontaktbeschränkungen im Sommer 2022 kam es zu einem raschen Anstieg der Fallzahlen im Früh-Herbst 2021 mit einer verschobenen Saison und erneut rasch rückläufigen Fallzahlen nach Verschärfung des Pandemiemanagements im November 2021. Auffällig war ein Rückgang der RSV-Infektionen obwohl es keine erneuten Schließungen von Kindertagesstätten und Schulen gab. Dieses Audit zeigt eine große Diskrepanz zwischen den lokalen, nationalen und internationalen Behandlungsempfehlungen für Kinder mit einer viralen Bronchiolitis und der tatsächlichen Therapie. Lediglich 11,8 % aller Patienten erhielten eine ausschließlich supportive Therapie, mehr als ein Drittel (37%) wurden antibiotisch behandelt. Insbesondere hinsichtlich des übermäßigen Einsatzes nicht indizierter Antibiotika besteht besonders aus Antibiotic Stewardship (ABS)-Sicht weiterhin ein großer Handlungsbedarf und ein Ansatzpunkt für zukünftige ABS-Programme. Insgesamt gibt es für einen Großteil der üblichen Therapiestrategien wenig Evidenz. Dass diese dennoch häufig eingesetzt werden, ist am ehesten auf das sehr eindrückliche klinische Krankheitsbild einer Bronchiolitis bei oft sehr jungen Kindern zurückzuführen mit dem Wunsch des behandelnden medizinischen Personals und auch der Eltern hier therapeutisch aktiv zu werden.
Background: Respiratory Syncytial Virus infects almost all children during the first 3 years of life (BERNER et al., 2018 DGPI Handbuch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 7. Auflage). Before SARS-CoV2-pandemic the RSV season usually took place between November and April each year. From 2016 to 2020, about 50 children were hospitalized during each winter season at the pediatric department of the Saarland Universiy Hospital (Homburg; UKS). 2020/2021 this epidemic during the winter months failed to appear. Other national and international reports confirmed this observation and additionally showed a significant rise of RSV cases immediately after ending or loosening the pandemic public protection measures (FOLEY et al., 2021; OLSEN, 2021). This prospective report analyses the course of the RSV season 2021/2022 in comparison to 2016-2020. Methods: We included all hospitalized children between November 2016 and January 2022 with rtPCR confirmed RSV infection. Results: In March 2020 the number of RSV infected inpatients decreased rapidly. During the next winter we registered no RSV related hospitalisations. In summer 2021 a rapid increase of RSV infections and hospitalisations took place with a peak in September and October. In November 2021 the number of cases again decreased and from December on only sporadic RSV cases (n=3) appeared. There was no significant difference in terms of the basic characteristics and risk factors between 2021/2022 an 2016-2020. In 2021/2022 a significant higher share of all patients needed intensive care treatment. We also found a trend to an increased use of CPAP/HFNC without statistical significance. Only 11.8% of all patients received just supportive care, 37% of all RSV-infected inpatients were treated with antibiotics. Conclusion: Our study demonstrated a clear epidemiological impact on RSV seasonality related to the SARS-CoV2 pandemic and the public prevention measures. The 2019/2020 season ended immediatly after implementing pandemic protection measures, and there was no RSV epidemic in 2020/2021. Only weeks after loosening the pandemic precautions we registered the first RSV cases and a prematurely starting RSV season in early autumn 2021. After tightening the pandemic measures in November 2021 the RSV epidemic decreased again. This study showed a large discrepancy between local as well as national guidelines and actual treatment. Only 11.8% of all patients received mainly supportive care as recommended, 37% of all RSV-infected inpatients were treated with antibiotics. For this subject more antibiotic stewardship initiatives are needed.
Link to this record: urn:nbn:de:bsz:291--ds-420143
hdl:20.500.11880/37658
http://dx.doi.org/10.22028/D291-42014
Advisor: Simon, Arne
Date of oral examination: 30-Apr-2024
Date of registration: 17-May-2024
Faculty: M - Medizinische Fakultät
Department: M - Pädiatrie
Professorship: M - Keiner Professur zugeordnet
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